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BLICKPUNKT
Markus Tomberg
Voll ins Risiko: RUexpress spielt aktuelle Themen aus Politik und Weltgeschehen zeitnah in den Religionsunterricht ein
RUexpress – eine neue Initiative des Deutschen Katecheten-Vereins – spielt aktuelle Themen aus Politik und Weltgeschehen zeitnah in den Religionsunterricht ein.
Zum Beispiel Greta Thunberg

Dass Klimaschutz und Religionsunterricht miteinander zu tun haben, zeigt nicht zuletzt die Diskussion um die rBNE, die in den letzten Jahren richtig Fahrt aufgenommen hat. Aber dass die derzeitige Krise der Klimabewegung die Didaktik religiöser Bildung betreffen könnte, liegt nicht auf der Hand. Und doch ist es so. Seit die Ikone der Klimabewegung, Greta Thunberg, sich israelkritische Äußerungen zu eigen gemacht hat, die wohl nicht zu Unrecht als antisemitisch gelesen werden können, sind viele Unterrichtsreihen etwa zum Thema Prophetie weitgehend Makulatur. Jedenfalls dann, wenn sie Thunbergs Zeichenhandlungen, mehr noch ihre im prophetischen Ton gehaltenen Reden vor dem Weltwirtschaftsforum oder den UN aus dem Jahr 2019 prominent als Beispiel für die Relevanz prophetischen Handelns eingespielt hatten. Solche Unterrichtsideen konnten auf prominente Unterstützung bauen: Selbst Bischöfe hatten Thunbergs Engagement mit dem Tun biblischer Prophetinnen und Propheten verglichen – und sich im Herbst 2023 rasch distanziert.

An Beispielen wie diesem wird sichtbar: Aktuelle Ereignisse reichen nicht nur in religiöse Bildungsprozesse hinein, weil die Menschen, die an ihnen teilhaben, auf irgendeine Weise von ihnen betroffen sind. Sie sind nicht nur lebens- und lebensweltlich bedeutsam. Sie haben vielmehr auch eine Relevanz für die Sache des Religionsunterrichts selbst. Nicht immer wird das so deutlich wie an der Diskussion um die prophetische Dimension der Klimabewegung und ihrer Protagonistinnen und Protagonisten. Aber auch Fragen von Krieg und Frieden, Naturkatastrophen, des Bundeshaushaltes oder der Pünktlichkeit der Deutschen Bahn sind nicht nur lebensrelevante und deshalb möglicherweise ethisch zu reflektierende Themen. Sie sind Zeichen der Zeit, die mit Blick auf die Bedeutung religiöser Tradition(en) gelesen und gedeutet werden sollen – gerade auch im Religionsunterricht.

Die Lernenden ernst nehmen – und die Sache des Religionsunterrichts

Nicht immer liegen Bezüge zwischen aktuellen Ereignissen und religionsunterrichtlichen Themen so auf der Hand wie in der Frage nach der Bedeutung prophetischer Klimarede angesichts von Antisemitismusvorwürfen. Und natürlich kann schon aus pragmatischen Gründen nicht jeder mögliche Bezug unterrichtlich Thema werden. Aber selbstverständlich gehören aktuelle Themen in einen Religionsunterricht (und auch in eine Katechese), der (bzw. die) lernenden- und lebensrelevant sein will und die eigene Sache, die Gottesfrage und ihre gegenwärtige und zukünftige Bedeutung, ernst nimmt.

Hilfestellung bei der Wahrnehmung gegenwärtig relevanter Themen und Herausforderungen wie ihrer Deutung verspricht eine neue Initiative des dkv. RUexpress greift seit Januar 2024 vierzehntägig aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft, Sport, Kultur und Weltgeschehen auf, interpretiert sie theologisch und entwickelt didaktische Hinweise für den Religionsunterricht der Sekundarstufe 1. Hinter dem Downloadangebot steht eine komplexe Infrastruktur: Autorinnen und Autoren identifizieren gemeinsam mit einem Herausgeberteam relevante Themen, entwickeln Deutungsmöglichkeiten aus und mit Blick auf religiöse Tradition(en) und erarbeiten dazu Unterrichtsimpulse. Die ersten Vorschläge liegen inzwischen vor: Kann man heute noch Greta Thunberg in der Tradition der biblischen Prophetinnen und Propheten lesen – und konnte man es jemals? Was bedeutet die Hoffnung, die mit Jahres- und weiteren Anfängen verbunden ist, in einer Welt, in der sich Krise an Krise reiht? Lohnt es, »Barbie« in karnevaleske Identitätsexperimente einzuspeisen? Auf dem Markt der gegenwärtig verfügbaren religionsdidaktischen Arbeitshilfen ist das ein besonderes Angebot. Extrem kurze Produktionszeiten eröffnen eine hohe Aktualität der verhandelten Themen. Ein komplexes Qualitätssicherungssystem gewährleistet die didaktische Expertise. Weil die dahinterstehende organisatorische Infrastruktur nicht umsonst zu haben ist, wird RUexpress für einen moderaten Abopreis erhältlich sein. Kostenfreie Extra- Ausgaben zu besonderen Ereignissen sind allerdings auch vorgesehen. Ob das Experiment gelingt?

Didaktik: riskante Theologie für heute und morgen

Das hängt nicht nur an Marketing und Akzeptanz des Produktes in der Community der Lehrkräfte, die religiöse Bildungsaufgaben wahrnehmen. RUexpress steht für eine Didaktik, die ins Risiko geht. Was heute plausible Deutung ist, kann morgen oder übermorgen schon ganz anders klingen. Gegenwart ist kurzlebig und zugleich der einzige Zugang zur Zukunft. Und doch ist das Spiel der Deutungen unhintergehbar. Denn in ihnen schreibt sich religiöse Tradition weiter, in ihnen entwickeln, in ihnen bilden sich Lebensmöglichkeiten. Sie bewahren, bewähren und entwickeln die Kommunikabilität des Evangeliums in der pluralen Gesellschaft. Das Reich Gottes, so formulierte die Würzburger Synode in dem markanten Bekenntnistext »Unsere Hoffnung«, sei »nicht indifferent gegenüber den Welthandelspreisen « (Bertsch u.a., Gemeinsame Synode, Bd. 1, 97). Und es ist auch nicht indifferent angesichts weiterer und vielfältiger Herausforderungen der Gegenwart.

Was für die Theologie insgesamt gilt, gilt für die Didaktik religiöser Bildung in besonderer Weise. Aktuelle Themen im Religionsunterricht sind riskant, weil sie sich ewigen, weltund zeitlosen Wahrheiten verweigern, weil sie rasch Deutung brauchen und nicht selten auch Handlungen erforderlich machen. Und in allem laufen diese Deutungen Gefahr danebenzuliegen: Sei es wegen mangelhafter, unzureichender oder fehlerhafter Informationen, sei es, weil etwa die Zukunft andere Perspektiven eröffnet, weil Akteure sich und ihre Botschaft diskreditieren oder Verschwiegenes und Geheimgehaltenes offenbar wird – und sei es nicht zuletzt, weil sich Deutungsversuche selbst als fehlerhaft und lebenshinderlich erweisen könnten.

Doch genau so kann der Religionsunterricht (und können es natürlich auch andere Angebote religiöser Bildung!) seinem eigenen Anliegen gerecht werden: unter den Bedingungen der Vorläufigkeit die Erinnerung an die biblische Tradition wachzuhalten und zu bewähren – und darin die Demokratiefähigkeit und Pluralitätskompetenz sowohl dieser Tradition als auch der in ihr Lernenden zu stärken. Und dazu muss er tatsächlich voll ins Risiko gehen!

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