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BLICKPUNKT
Burkhard Hose
Der Weg von der Klerikerherrschaft zur Macht im Sinne des Evangeliums
Macht, die sich auf wirkliche Autorität gründet und nicht nur qua Amt beansprucht wird, kann im Handeln der Kirche eine positive Wirkung entfalten. Voraussetzung ist: Kirchliche Macht muss demokratisiert werden und dem Empowerment Benachteiligter dienen.
Der Weg von der Klerikerherrschaft zur Macht im Sinne des Evangeliums
»Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein …« (Mk 10,42–43). Ich weiß nicht, wie oft mir dieser Satz in den letzten Jahren durch den Kopf gegangen ist. Ich schaue wie viele andere Kirchenmitglieder mit Scham und Wut auf Machtmissbrauch in der katholischen Kirche. Ich lese immer neue Berichte und höre die Zeugnisse von Überlebenden des Missbrauchs. Menschen wurden zu Opfern einer sich selbst überhöhenden Macht, die Gewalt in verschiedenen Ausformungen produziert hat, vom geistlichen Missbrauch bis hin zu Vergewaltigungen. Und ich erlebe Menschen in kirchlichen Ämtern, die sich an ihrer Macht festklammern, obwohl sie längst ihre Autorität verloren haben. Und immer wieder leuchtet vor meinem inneren Auge wie in Neonlettern dieser Satz Jesu auf: »Bei euch aber soll es nicht so sein!« Wie aber soll es sein? Gibt es überhaupt noch einen Ausweg aus der Krise der Mächtigen in der Kirche, die längst zu einer Kirchenkrise geworden ist?

Der notwendige Abschied von der Verschleierung der Macht

Der Warnung Jesu, die Macht nicht nach dem Beispiel der politischen Herrscher seiner Zeit zu missbrauchen, folgt im Evangelium unmittelbar ein Aufruf, wie Menschen in der Nachfolge Jesu Machtausübung verstanden: »Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein« (Mk 10,43–44). Dieser Satz brachte eine Fülle von Amtsbezeichnungen hervor, die den Eindruck erwecken, in der Kirche werde keine Macht ausgeübt, sondern gedient. Man kann Macht-losigkeit behaupten und die Ausübung von Macht »Dienst« nennen. Man kann Macht mit wunderschönen Begriffen verschleiern. Sie bleibt doch Macht. Auch im Kostüm des Dienstes. Man kann sogar ihre Existenz leugnen. Doch gerade in ihrer Leugnung entfaltet sie erfahrungsgemäß eine besondere und oft genug auch eine zerstörerische Wirkung. Denn sie ist nicht hinterfragbar und schon gar nicht kontrollierbar.

Es braucht ein positives jesuanisches Konzept von Macht.


Inzwischen wird offener über Macht in der Kirche gesprochen. Im kirchlichen Reformprozess »Der Synodale Weg« hat man unter dem Eindruck der Missbrauchsverbrechen das erste von fünf Synodalforen eigens diesem Thema gewidmet: »Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag«. Und in den Synodalversammlungen hat man angefangen, offen und zunehmend angstfrei über das Thema »Macht« zu diskutieren. Dazu haben aus meiner Sicht wesentlich junge Synodal:innen und Ordensleute beigetragen. Junge Leute, weil sie es aus ihren Verbänden oder aus ihrer zunehmend nicht-kirchlichen Lebenswelt gewohnt sind, Macht kritisch zu hinterfragen, und weil sie in der Anwesenheit von Bischöfen nicht mehr automatisch in die Untertanenmentalität verfallen, die vielen älteren Kirchenmitgliedern noch in den Kleidern steckt. Ordensleute, weil sie häufig aus ihren Gemeinschaften eine lange Tradition demokratischer Mitbestimmung und einer auf Zeit begrenzten Machtausübung mitbringen. Zudem sind viele von ihnen unabhängig von bischöflicher Einflussnahme.

Der Synodale Weg zeigt: Wenn wir tatsächlich dem Missbrauch von Macht in der Kirche wirksam begegnen wollen, muss die lange geübte Machtvernebelung beendet und das Thema offen zur Sprache gebracht werden, auch und gerade in Gegenwart derer, die augenblicklich die Macht für sich beanspruchen, weil sie ein Amt haben. Statt fortgesetzter und erneuter Leugnung von Macht im kirchlichen Raum braucht es zudem ein positives jesuanisches Konzept von Macht. Welche Schritte sind zu gehen, um dem, wie es nicht sein soll, ein »So soll es sein!« entgegensetzen zu können?

Nur Macht in Beziehung schafft neue Autorität

Ich habe Macht. Bis zur Pandemie, in der Präsenzgottesdienste für eine gewisse Zeit nicht mehr möglich waren, predigte ich jeden Sonntag und die Menschen in der Hochschulgemeinde hörten dem zu, was ich zu sagen hatte. Sie beugten sich freiwillig dieser Rollenverteilung: Ich alleine redete, alle anderen hörten zu. Obwohl viele etwas beizutragen hätten, passierte es nur sehr selten, dass mich innerhalb der zehn Minuten Predigt jemand unterbrach und auch etwas sagte. Ich erfuhr so spätestens jeden Sonntag eine in ihrer Wirksamkeit unmittelbar erlebbare Form kirchlicher Machtausübung.

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