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REFLEXION
Matthias Bahr
Nächstenliebe im 21. Jahrhundert
Kein Zweifel – Nächstenliebe ist das zentrale Thema christlicher Ethik. Im Lichte der Postmoderne muss man dieses Programm jedoch neu und vor allem schärfer fassen.
Nächstenliebe im 21. Jahrhundert
© T. Plaßmann
Im Grunde scheint dazu doch alles schon gesagt, die Sachlage klar. Die Antwort auf die Frage nach dem größten Gebot ist so prägnant gegeben, dass sie sich tief in das ethische Bewusstsein des Christentums eingegraben hat: Gott zu lieben mit ganzem Herzen und den Nächsten wie sich selbst. Nächstenliebe: Sie kann als Grundformel von Christentum und Kirche angesehen werden, die sogar Distanzierte oder Fernstehende berührt. Zweifellos ist sie Teil des kulturellen Gedächtnisses moderner west-östlicher, jüdisch-christlicher Gesellschaften.

Die althergebrachte jüdisch-christliche Tradition

Dieser Teil des Hauptgebots kann als »logischer« Kontext einer theologischen Anthropologie verstanden werden, wie sie Judentum und Christentum seit Tausenden von Jahren bestimmt. Da die prinzipielle Bewertung menschlicher Existenz im Sinne jener Gottebenbildlichkeit von adama, dem Menschen, erfolgt, wie dies die Erzählungen der Urgeschichte vom mitlaufenden Anfang vornehmen, bleibt dies letztlich nicht folgenlos und entwickelt sich schon seit dem Frühjudentum unter dem Einfluss geschichtlicher Ereignisse. Sind es zunächst Gewohnheiten und Rechtsentscheidungen, die das Leben ordnen, so treten apodiktische Grundrechte hinzu, wie sie sich etwa in Ex 22,20–23,9 finden, die schließlich auch an das Mitgefühl appellieren und die Erinnerung an die Situation in Ägypten wachrufen: »Nimmst du von einem Mitbürger den Mantel zum Pfand, dann sollst du ihn bis Sonnenuntergang zurückgeben; denn es ist seine einzige Decke, der Mantel, mit dem er seinen bloßen Leib bedeckt. Worin soll er sonst schlafen?«

Entscheidend ist nämlich das Erbarmen Gottes: »Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid.« (Ex 22,26; vgl. Ernst 56) In der Königszeit des 8. und 7. Jahrhunderts müssen jedoch die Propheten ihre Stimme erheben – gegen Ausbeutung, Betrug und Rechtsbeugung, ohne dass es allerdings neuer Regelungen bedürfte: Allein die Mahnungen (Paränese) müss(t)en genügen, das rechte Handeln ist ja bekannt. Die Opferkritik (vgl. Am 5,21ff) verweist auf die basale Intention: Gott nicht als einen zu sehen, der Opfer beansprucht, sondern das Volk umsorgt und befreit (Hos 11,3–6), der »Freiheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit« will (Ernst 61).

Das Gesetzbuch des Deuteronomiums (Dtn 12–25) unter König Joschija (640–609) ruft nun endgültig zu aktiver Hilfsbereitschaft und Solidarität auf, weil man im anderen den Bruder zu sehen hat – gleich, ob Sklave, Armer oder sogar Fremder, immer gewahr der Erinnerung an die Befreiungstat Jahwes aus der ägyptischen Knechtschaft. Das nachexilische Heiligkeitsgesetz (Lev 17–26) mit dem berühmten Gebot der Feindes- und Fremdenliebe (Lev 19,17–18.34) schließlich darf »nicht als singuläres ›Highlight‹ gelesen werden, sondern sollte für Christen Anreiz sein, sich mit diesem ethischen Konzept einer umfassenden Heiligung des Lebens in Korrespondenz zum ›Heiligen Gott‹ theologisch ernsthafter auseinander zu setzen.« (Zenger/Frevel 209)
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