archivierte Ausgabe 5/2017 |
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Matthias Bahr |
»Wir sollten uns nicht einlullen« |
Nächstenliebe politisch – angesichts der gegenwärtigen Situation darf dies als eine spannungsreiche Herausforderung angesehen werden. Matthias Bahr hat dazu bei Weihbischof Dieter Geerlings (Münster) nachgefragt, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Caritaskommission und die Migrationskommission zuständig ist. |
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© Scharwel |
KatBl: Sehr geehrter Herr Weihbischof Geerlings, ursprünglich war daran gedacht, dieses Themenheft mit dem Titel Nächstenliebe – dem Zeitgeist widerstehen! zu versehen. Finden Sie, dass wir das zu negativ sehen, wenn wir sagen, dass heute vor allem Prozesse der Selbstzentrierung ablaufen und dass dagegen Widerstand zu entwickeln ist?
Weihbischof Geerlings: Ja, diese Prozesse gibt es natürlich in unterschiedlicher Weise. Nach meinem Eindruck ist das aber ein Ausschnitt, insgesamt ist das zu negativ. Man müsste erst einmal formulieren, was denn eigentlich der Zeitgeist ist, dem man widerstehen soll? Kann man den Zeitgeist so einfach definieren? Ich erlebe parallel auch eine eher positive Individualisierung, das heißt dann, dass Menschen Selbstbewusstsein haben und durchaus auch vielfältiges politisches Engagement entfalten, wenn einige etwa die Flüchtlingshilfe in den Vordergrund rücken. Das wäre ein Beispiel, bei dem die Menschen sicherlich nicht nach der Devise leben, dass man sich nur um sein eigenes Leben und Umfeld sorgt. Hierbei wäre ich sehr vorsichtig, da es eine sehr mehrdeutige, ambivalente Sache ist. Man lebt eben immer in der Zeit, in der man lebt, und manches im Zeitgeist ist ja auch gut, wenn man sieht, was Jahrhunderte vor uns leider noch nicht so gedacht und gesagt wurde, woran Menschen auch regelrecht gelitten haben.
KatBl: Inwiefern ist es denn aus Ihrer Sicht wichtig, Nächstenliebe bewusst nun auch politisch zu verstehen?
Geerlings: Ich denke an einen Ausdruck von Papst Franziskus, den er beim Weltjugendtag in Rio sagte: »Schaut euch die Welt nicht nur vom Balkon aus an.« Er wollte damit sagen, dass die Jugendlichen Mitverantwortung tragen für die Welt und damit auch für die politische, öffentliche Gestaltung der Welt. Ich glaube, mit dem Ausdruck Nächstenliebe politisch wird das gut ausgedrückt. Er zeigt, dass Nächstenliebe (und Liebe) nicht nur mit den Mikrobeziehungen, sondern auch mit den Makrobeziehungen der Menschen, also der Gestaltung der Welt, zu tun hat. Ich finde das spannend, wenn man darauf einmal den Akzent legt, weil tatsächlich die Gefahr besteht, dass man bei dem Wort Nächstenliebe schnell in den Beziehungsbereich kleinerer Gemeinschaften und Freundschaften abschweift und man die großen Beziehungen mit diesem Wort nicht so unmittelbar verbindet. [...]
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