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AUFTAKT
Rita Burrichter
Was glaubt ihr denn
Ein Theaterprojekt lässt Glaubende, Andersglaubende und Nicht-glaubende sprechen: von ihrem Alltag, ihrer Arbeit, ihrer Nachbarschaft. Dabei scheinen auf: ihre Überzeugungen, ihre religiösen Gewohnheiten, ihr spiritueller Rückhalt. Im Gespräch macht der Autor und Regisseur deutlich, warum es wichtig ist, der Religion eine Bühne zu verschaffen.
Theater? Kann ich. Kirche kann ich auch. Moschee? Geht so. Jetzt mal Theater in der Moschee. Und die Gemeinde lädt dazu ein, im Anschluss an Gebet und Essen teilzunehmen. Da wird meine Verhaltenssicherheit doch etwas auf die Probe gestellt. Bin ich jetzt nicht nur als kulturell Interessierte gefragt? Sollte ich mich als religiöser Mensch zu erkennen geben? Gegeben wird »Urban Prayers« von Björn Bicker. Fünf SchauspielerInnen tragen eine dichte, sprachlich äußerst verknappte, gerade dadurch aber höchst eindrucksvolle Textcollage vor. Es sind O-Töne, die der Autor im Gespräch mit Menschen unterschiedlicher Religionen, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Ausprägungen von religiöser Orthodoxie, Liberalität und Säkularität eingeholt und dramaturgisch bearbeitet hat.

Urban Prayers

Wie Ping-Pong-Bälle springen die Hinweise auf Traditionen, Glaubenslehren, Überzeugungen, Erwartungen und Klischees hin und her. Schnell bin ich »drin«, stimme innerlich zu oder auch nicht, lache über lokale Anspielungen, ärgere mich über Stereotype und moralische Überheblichkeit, zucke zusammen, wenn’s um Frauen und Mädchen geht – das Übliche halt, bis ich merke, dass da was nicht stimmt, dass eine Position, die ich gerade »glasklar« zugeordnet habe, offenkundig ganz woanders »hingehört«. Die gerade darüber sprechen, dass ihr lautes Beten die Nachbarn stört, sind gar keine Muslime, sondern ChristInnen aus Afrika. Und im Ringen um die Frage, ob Beschneidung brutal oder nachvollziehbar oder mit dem Gesetz – unserem Gesetz, eurem Gesetz – vereinbar ist, sind Abrahams Kinder unauflösbar vereint uneins. Ich frage Björn Bicker, was es mit dieser Irritation auf sich hat, und er erläutert mir, dass der Text systematisch mit minimalen Verschiebungen, mit Verwischungen arbeitet. Bei der Recherche war ihm aufgefallen, dass die von ihm Befragten in vermeintlich komplett verschiedenen Welten leben, dass sie aber ganz oft mit den gleichen Problemen zu tun haben oder identische Sichtweisen auf bestimmte Fragen haben. Er möchte als Autor diese verschiedenen Welten miteinander ins Gespräch bringen. Das vollzieht sich in seinem Text nun aber nicht in harmonisierenden Gleichheitsbekundungen, sondern die stakkatoartig vorgetragenen Selbstbehauptungen, Infragestellungen, Beschreibungen reihen sich – ohne Wertung, ohne Hierarchisierung, ohne argumentative Zuspitzung – Vers um Vers aneinander. Wie der antike griechische Theaterchor tritt dieser »Chor der gläubigen Bürger« immer wieder im Stück auf und hält dem Publikum mit seinen Kommentaren und Beschreibungen den Spiegel vor. Dazwischen erzählen unterschiedliche Figuren – Lehrerin, Architekt, DHL-Bote, Journalistin, Sozialarbeiter – von ihren Erfahrungen. Es entfaltet sich das ganz normale Leben: Geschichten werden erzählt vom Kinder Erziehen, vom Lernen unter erschwerten Bedingungen, vom Wohnen und Essen Kochen, vom Heiraten und Wählen, von dem, was Menschen so umtreibt in ihrem Alltag: Berührendes, Befremdliches, Bekanntes. Zwischen den Akten: geistliche Musik unterschiedlicher Traditionen und Koranrezitationen, die im Kontext einer Theaterinszenierung im Sakralraum noch einmal ganz anders klingen, irgendwo angesiedelt zwischen Performance und Liturgie. Am Ende des Abends stelle ich fest, dass ich etwas von Religion gesehen und gehört habe, das ich so noch nicht hörte und sah. [...]


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