archivierte
Ausgabe 1/2017 |
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| Angela Krumpen |
| Fragen. Antworten. Weiterfragen |
| Was kann passieren, wenn wir uns ganz auf den Prozess des Fragens, Antwortens und Weiterfragens einlassen? Wie gelingt es? Wann ereignen sich tiefe Begegnungen und spirituelle Momente? Eine erfahrene Radiojournalistin berichtet. |
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| aus: Anna Gusella, »Ich frage mich …« © 2015 Büchergilde Gutenberg Verlagsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main, Wien und Zürich |
Fragen. Antworten. Weiterfragen: Das ist eine ziemlich präzise Aufgabenbeschreibung für eine Radiojournalistin, wie ich es bin. Berichten will ich von meiner Sendung im Domradio Köln. »Menschen« ist eine kleine Radiobiografie, die vom Leben meiner Gäste existenziell, wesentlich, spirituell erzählen will. In über 16 Jahren haben wir über 600 Biografien erzählt. Und über 600-mal hat mich die Sendung den Dreiklang von Fragen, Antworten, Weiterfragen unterrichtet. Ich musste nichts tun als fragen, den Antworten zuhören und weiterfragen.
Zwei Arten Fragen, zwei Arten Weiterfragen
Am Anfang stehen die Fragen. Wenn ich am Schreibtisch alles zusammentrage, was ich zu einem Menschen finden kann, was ich von oder über ihn gelesen und im Gespräch mit ihm erfahren habe, dann muss ich für all das Fragen finden. Fragen, über die sich in den Antworten des Gastes sein Leben entfalten kann. Und zwar so, dass der Hörer, die Hörerin das Wesen dieses Lebens, das Wesentliche, das in die Welt kommt, spüren, fühlen, wahrnehmen kann. Damit braucht es zwei Arten von Fragen: Einmal die Fragen nach zentralen, entscheidenden Momenten, Wendepunkten, prägenden Erfahrungen. Dazu befrage ich den Gast im Vorfeld, kenne deswegen die Antworten. In der Sendung muss ich die Fragen nach diesen entscheidenden Momenten auf den Punkt bringen, alle wesentlichen Informationen klar und verständlich zusammenfassen, damit keine unnötige Zeit beim Antworten verloren geht, damit die Brücke ins Herz der Antwort gebaut ist und die Antwort so ins Herz der Zuhörer fallen kann. Dazu kommen jene Fragen, die aufs Einordnen, Reflektieren zielen. Das sind die Fragen, mit denen ich in die Tiefe will, die Tiefen meines Gegenübers ausloten und ausleuchten. Wobei die Tiefe begrenzt ist: Meine Frage kann nur so tief gehen wie meine Einsicht, die Antwort nur so tief, wie die Einsicht des Gastes greift.
Über diese zwei Arten Fragen, die nach den Ereignissen selbst und die nach der Reflexion, denke ich nach und bringe sie in eine Dramaturgie. Doch erst die Antworten werden die Frage zum Leben erwecken. Die Antworten entscheiden, ob die Dramaturgie bleibt – oder ob die Antworten andere Fragen brauchen beim Weiterfragen, vor dem das Zuhören steht: Die Frage muss ihrer Antwort zuhören. Herausfinden, ob es überhaupt eine Antwort war. Oder ob es die Antwort auf eine andere, nicht oder nicht explizit gestellte Frage ist. Falls ja, braucht es eine Nachfrage. Ohne die Nachfragen würden oft nur Wörter in den Äther gestapelt. Worttürme, Wortwolken, die keinen Sinn ergeben, nicht andocken. Weder bei mir, der Fragenden, noch bei den HörerInnen, weder in den Frage- noch in den Antwortprozess. Die Hörenden am Radiogerät können selber nie eingreifen, können nur zuhören, den Fragen und den Antworten. Stellvertretend also ist es meine Aufgabe, den Antworten zuzuhören. Die Antwort bestimmt, ob und wie ich nachfrage. Oder weiterfrage. [...]
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